Ein Erlebnis der unerwarten Art…

Wenn Sie, liebe Leser, die Geschichten um meinen Kater Stocki regelmäßig mitverfolgen, dann wissen Sie, dass Stocki nicht gleich wie üblicherweise mit einem halben Jahr seine Männlichkeit eingebüsst hat, sondern dass ich erst um einiges später Handlungsbedarf erkannte. Eingerissene Ohren und eine schwer Wunde an der Flanke überzeugten mich, dass es sinnvoller wäre, ihm lange Kämpfe um weiblichen Geschlecht zu ersparen – wenn ich mich möglichste lange an einem gesunden, vitalen Stocki erfreuen wollte. Im Endeffekt war mein Kater bereits über ein Jahr alt, als der Tierarzt den Eingriff vornahm, und ich habe es nie bereut. Auch wenn ich bisweilen mit Schmunzeln daran zurückdenke, was an einem Sonntagmorgen bei uns passierte, als mein junger roter Fuchs noch ein richtiger „Kater“ war…

Je größer Stocki wurde, umso intensiver wurden die Revierkämpfe mit seiner Mutter, aber auch die Streitereien ums Futter. Dabei hätte keine der Katzen gierig sein müssen – sie bekamen von uns so viel Katzennahrung, wie sie brauchten, aber zwischen den beiden Katzen ging es um etwas Grundsätzliches. Nämlich darum, wer der Herr im Haus ist. Auch wenn sich meine Eltern nach wie vor in dem Irrglauben befinden, das Haus gehöre ihnen… An besagtem Sonntagmorgen eskalierte der Streit wieder einmal. Stocki war fast ein Jahr alt, ein rescher Kater, der mit Energie seine jungen Nächte damit verbrachte, der holden Weiblichkeit nachzujagen. Momentan noch mit wenig Erfolg, da es ihm trotz seiner Größe und Stärke noch an Kampfestroutine mit den Katerrivalen fehlte.

Von so einer Nacht zurückgekehrt stürzte er sich also auf die Futterschüsseln und fraß sich satt. Erst eine Weile später tauchte seine Mutter Minki wie eine Diva auf und begann sich an den wieder aufgefüllten Futterschüsseln gütlich zu tun. Das konnte Stocki, der daneben scheinbar in einer Schachtel döste, aber nicht dulden. Sofort sprang er auf, vertrieb seine Mutter mit Gefauche und Tatzenhieben und begann wieder fressen, obwohl sich sein Bauch bereits wie eine Kugel wölbte. Kopfschüttelnd verfolgte ich mit, wie Minki zurückwich und sich mit eingekniffenem Schweif abwandte. „Stocki!“ rief ich. Der Kater zuckte zusammen, fraß aber weiter. Na warte! dachte ich mir. Ich packte den Kater links und rechts am hinteren Bauch und zog ihn zurück.

Stocki miaute auf eine merkwürdige Weise auf, und plötzlich spürte ich etwas Feuchtes in meiner rechten Hand. Ich ließ den Kater los und starrte auf die Handfläche. Eine milchigweiße Flüssigkeit befand sich dort, die mir von irgendwoher nicht unbekannt war… Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Der Kater hatte mich doch tatsächlich angespermt! „Mistvieh!“ rief ich, halb amüsiert, halb verärgert, jagte meinen Stocki die Stiege hinunter und ließ ihn aus dem Haus. Dann warf ich noch einmal einen Blick auf meine rechte Hand. Kein Zweifel! Das war Katzensperma! Der Kater war anschienend hochgradig erregt gewesen, als er an der Futterschüssel fraß und als ich ihn so am Bauch packte, musste ich unabsichtlich seine empfindlichsten Teile stimuliert haben.

Zumindest war für mich jetzt die überaus wichtige Frage geklärt, ob auch Kater einen vorzeitigen Samenerguss haben können, und das eindeutig. Ich ging ins Bad und wusch die Hand gründlich mit Wasser und Seife In der Zwischenzeit schlich Minki wieder zur Futterschüssel und setzte diesmal ungestört ihre Mahlzeit fort. Ich beobachtete sie, wie sie sich immer wieder verstohlen umblickte, aber Stocki war draußen und entweder schmollte er vor der Tür oder er jagte wieder einer Katzendame nach. Seine Mutter störte er jedenfalls nicht mehr beim Essen. Die Familie reagierte leicht irritiert über meinen Bericht vom sexuell hoch motivierten Kater. Ich bin mir nicht sicher, welche Vermutungen meinen Eltern bei meiner Geschichte durch den Kopf gingen, denn sie fanden den Vorfall nicht halb so lustig wie ich. Ich glaubte sogar leichte Anzeichen von Ekel in ihren Gesichtszügen erkennen zu können…

Der unerwartete Vorfall wiederholte sich nicht, wenige Wochen später ließ ich Stocki kastrieren und damit war sein Leben auf einen Schlag um eine Facette ärmer. Irgendwie blieb er dadurch (abgesehen vom Jagdinstinkt) im Katzencharakter auch ein Kind. Ich bin aber davon überzeugt, dass es besser für ihn war, weil er heute wohl längst nicht so gut beisammen wäre, wenn wir ihm seine Männlichkeit gelassen hätten. Und man konnte ihn schließlich auch ab jenem Zeitpunkt „völlig gefahrlos“ am Bauch kraulen…

Vivienne

Schreibe einen Kommentar